Die Stiftskirche Kaufungen gehörte zu dem 1017 vom Kaiserpaar Heinrich II und Kunigunde gegründeten und reich ausgestatteten Benediktinerinnenkloster. Sie wurde 1025 als "Kirche des Heiligen Kreuzes“ geweiht. Fünfhundert Jahre später, 1527, wurden der Konvent im Zuge der Reformation aufgelöst und die Besitzungen 1532 an die Hessische Ritterschaft übergeben.
1 Kaiserempore im Westturm
Vermutlich aus statischen Gründen waren sowohl die Arkaden der Kaiserempore als auch der darunter liegende Raum im Erdgeschoss zugemauert worden.
Bei Renovierungsarbeiten wurden jeweils die Kaiserempore zwischen 1936 und 1938, die Arkaden im Erdgeschoss mit dem heute als Eingangsbereich dienenden Raum zwischen 2008 und 2018 freigelegt.
Kaiser Heinrich II starb 1024. An seinem ersten Todestag, am 13. Juli 1025, wurde die Klosterkirche geweiht, so dass er auf der nach ihm benannten Empore vermutlich nie gesessen hat. Seine Witwe, Kaiserin Kunigunde, trat am gleichen Tag als Nonne in das Reichskloster ein und starb in Kaufungen im Jahr 1033.
Im Glockenturm befinden sich drei Glocken, von denen jeweils zwei in beiden Weltkriegen für die Waffenproduktion gespendet werden mussten. Beide Male wurden sie von der Hessischen Ritterschaft ersetzt.
2 Wilhelm-Orgel
1802 vom Kasseler Hoforgelbaumeister Georg Peter Wilhelm fertig gestellt. Anfang der 1970er Jahre konnte sie nicht mehr repariert werden, wurde stillgelegt und durch die Noeske Orgel ersetzt. Seit der aufwändigen, 2019 abgeschlossenen Restaurierung durch die Dresdener Firma Jehmlich, kann sie nach über fünfzig Jahren wieder erklingen.
3 Wandmalereien
Im 15. Jahrhundert entstandene Secco-Malerei auf rohem Putz. Anfang des 17. Jahrhundert im Auftrag von Landgraf Moritz, der vom Luthertum zum
Calvinismus gewechselt war, übertüncht und um 1936 wieder entdeckt und freigelegt.
3a Kaiser Heinrich II
Vermutet wird eine Abbildung von Kaiserin Kunigunde direkt gegenüber.
3b Kruzifix
3c Christus in der Kelter
3d Heilige Katharina
3e Apostel Petrus und Paulus
3f Heilige Elisabeth
3g Heilige Maria Magdalena
3h Christus als Schmerzensmann
3i Madonna im Strahlenkranz
3j Passionsszene mit Fürbittentreppe
3k Zug der Heiligen drei Könige
4 Chor
1469 errichtet, mit Gewölbemalerei und Verweisen auf den einst darunter befindlichen Hochaltar mit Kreuzreliquie. Vier Schlusssteine mit Wappen der
Elisabeth von Waldeck, Äbtissin von 1442-1495.
5 Tabernakel
In katholischer Zeit zur Aufbewahrung der Hostien.
6 Wappenfenster
Entstanden zwischen 1936 und 1938. Die Hessische Ritterschaft hatte sich 1532 gegründet, um die Besitzungen des Konvents zu übernehmen.
Der langjährige Protest der Nonnen und deren Klage vor dem Reichsgericht hatte nichts genutzt. Landgraf Philipp hatte den Konvent fünf Jahre zuvor, 1527, aufgelöst. Neben den Familienwappen zeigen die oberen neun Scheiben des mittleren Fensters die Wappen von Landgraf Philipp.
Bis heute gehört die Kirche mit dem Stiftsareal dem Ritterschaftlichen Stift Kaufungen.
7 Gedänksäule
Für die Gefallenen der Ritterschaft im 1. Weltkrieg, 1921 von Hans Sautter und Max Hummel erschaffen.
8 Gedenktafel
Für die Gefallenen der Ritterschaft im 2. Weltkrieg.
9 Oculus
Am Benediktstag, den 21. März, fällt der erste Sonnenstrahl genau senkrecht in dieses Fenster. Beim Bau der Kirche galt der julianische Kalender. Heute ist das Ereignis
10 Noeske Orgel
1974 von der Firma Noeske Rotenburg/Fulda erbaut.
11 Steinkreuz
Von Hermann Pohl 1982 geschaffen. Es zeigt die für die Heiligsprechung lange nach dem Tod von Kaiserin Kunigunde entstandenen Legenden.
12 Grabplatten
Der hier verstorbenen und einst in der Kirche bestatteten Äbtissinnen. Auch einige der nach der Reformation hier tätigen Pfarrer wurden in der Kirche beerdigt. Nördlich der Kirche befand sich der Kirchhof für die Verstorbenen der Gemeinde.
13 Holzdecken
Ein Provisorium seit 600 Jahren. Die bereits begonnene Erhöhung des Gebäudes und der Umbau zu einer Hallenkirche wurden um 1400 gestoppt.
14 Gotischer Taufstein